Redaktion / Lektorat

»Ach so, du machst Fehlerlesen«

Auf diese häufig gehörte Aussage antworte ich: Ja, wenn ein Manuskript bereits so gut ist, dass Struktur, Verständlichkeit, Leseransprache und Stil stimmen, dann lese ich einfach Korrektur, ich »mach Fehlerlesen«. In der Praxis kommt das aber nur sehr selten vor. Fast jeder Schreibende weiß, dass dabei der Überblick leicht verloren geht, und ist froh, wenn noch jemand anderes mitliest, auf Schwächen im Text hinweist, Verständnisfragen stellt oder gleich verbessernd eingreift. Genau das ist die Aufgabe einer Redakteurin oder Lektorin.

 

Was ist der Unterschied?

Ein Manuskript, das eine Autorin, ein Autor fertig geschrieben hat, geht nicht gleich zum Setzer, damit der die Gestaltung vornimmt. Zuvor gibt es eine Phase der strukturellen, inhaltlichen, stilistischen und orthografischen Bearbeitung und die heißt manchmal Redaktion, manchmal Lektorat. Das handhaben die Verlage unterschiedlich – und mir ist es daher gleich, wie es bezeichnet wird. Denn unabhängig vom Begriff: Ich gebe dem Text – in Absprache mit Verlag und Autor – das, was er aus meiner Sicht noch braucht.

Vielleicht sind das tatsächlich nur ein paar Kommakorrekturen – oder aber die gesamte Textstruktur muss umgebaut werden, um einen roten Faden spürbar werden zu lassen und dem Leser so einen wirklichen Nutzen aus dem Buch zu ermöglichen. Vielleicht werden nur ein paar sich wiederholende Worte umformuliert – oder aber es müssen gemeinsam mit dem Autor noch gänzlich neue Passagen erarbeitet werden, die zum Verständnis der beschriebenen Materie sonst fehlen würden. Jedes Projekt, jede Zusammenarbeit ist da anders, so wie auch jedes Buchthema seinen eigenen Gesetzen folgt. Und genau das ist für mich das Spannende an dieser Arbeit.